Ich danke allen Freunden, Bekannten und Behörden, die mich in den letzten Monaten mit Massnahmen, Vorschriften, Meinungen, Verschwörungsversuchen und -verdachten, Belehrungen, Social Media Posts, Appellen und Papardellen eingedeckt haben.
Es bringt mich jedoch nicht vom Kurs ab. Ich werde nicht in einen der Schützengräben links oder rechts der Strasse springen und das Lied der Regierung oder der Corona Skeptiker-Guerilla singen und schreien: Wir haben Recht!
Denn am Ende der Strasse wartet eine andere Herausforderung: Ein Pandemie biblischen Ausmasses (Wie ich diese C im Namen CVP liebe, es eröffnet eine Fundus an Formulierungen... unglaublich!).
Glauben wir wirklich, die Covid 19 Pandemie war es, worum es geht? Bedroht uns dieses Virus, ähnlich dem der Spanischen Grippe existentiell? Räumt es ebenfalls zig-Millionen Menschen weg, vornehmlich Menschen im Alter junger Erwachsener, wie es die Spanische Grippe tat? Klar nein. Corona ist gegen eine die Menschheit bedrohende Pandemie wie eine Platzpatrone gegen ein Vollmantelgeschoss. Aus Perspektive derer, die geliebte Mitmenschen verloren, oder selber mit dem Tod kämpften ist es natürlich irrelevant, ob Platzpatrone oder nicht, welche übrigens in unsachgemässer Anwendung auch lebensbedrohlich sein können.
Betrachten wir also den grösseren Rahmen und fragen, wozu Corona da ist. Ich gehe davon aus, dass Corona für uns als Gesellschaft vor allem ein Lehrstück im Umgang mit einer Pandemie darstellt. Dank diesem Ereignis stellen wir wichtige Werte zur Diskussion, wie:
- Welchen Wert haben alte Menschen und Vorerkrankte ? Wollen wir deren Leben um jeden Preis schützen? Auch um den Preis einer wirtschaftlichen Krise? Es wurden Stimmen laut, die das Recht auf Leben und dessen bedingungslose Verlängerung nicht als absolut sehen. In der Erklärung „Einen zweiten Lockdown können wir uns nicht leisten“ steckt implizite die Abkehr vom maximal denkbaren Schutz für Risikogruppen.
- Wollen wir einschneidende Massnahmen in die persönlichen Rechte dem Dringlichkeitsrecht der Exekutive unterstellt lassen? Im Epidemiegesetz ist dem Thema der „ausserordentlichen Lage“ ein kurzer Artikel gewidmet, der keine konkreten Handlunsanweisungen in einer als ausserordentlich deklarierten Lage enthält, sondern generell zu ausserordentlichen Massnahmen berechtigt. Wieso beispielsweise eine Maskenpflicht nicht durch das Volk bestätigen lassen? Das Volk weiss es besser, ist der Tenor der Demokratie, wieso lassen wir die Umfrage aus, ohne dass Gefahr im Verzug besteht? Mit E-Voting geht eine Umfrage innert Tagen müsste man meinen.
- Können wir die Arbeit von zuhause aus erledigen? Wie erzeugen wir die Kraft der Versammlung über Videotelefonie?
- Sollen sich Risikogruppen in eigener Verantwortung schützen oder als kollektive Verantwortung?
- Sind Erfolge in der Unterbindung einer Verbreitung Beweis für die Wirksamkeit der Massnahmen oder das Beweis für das Nichtbestehen eines Grundes für die Massnahmen?
Natürlich fehlen hier viele Fragen, die aktuell aufgeworfen werden. Ich hoffe auch, dass keine weiteren grossen Pandemien folgen werden. Nur einer Entwicklung bin ich mir sicher: Wenn wir davon ausgehen, dass wir auf ein künftiges Ereignis fit werden müssen, werden wir die Diskussionen nicht gegeneinander sondern miteinander führen.